Was soll ich dort, fragt sich Issa, als sie nach langen Jahren erstmals wieder nach Kamerun fliegt. Da sie ihr erstes Kind erwartet, soll sie nun auf ausdrücklichem Wunsch ihrer Mutter einige Wochen lang die dort üblichen Frauenrituale vollziehen. In Buea, wo ihre Urgroßmutter und Großmutter und sehr viele Verwandte leben, taucht Issa in ihre afrikanische mütterliche Herkunftswelt ein, wobei sie, die in ihrer Schulzeit in Deutschland immer wieder ihre Hautfarbe zu spüren bekam, in Kamerun wiederum sofort als Europäerin abgestempelt wird. Hin und hergerissen zwischen ihrer europäischen und ihrer kamerunischen Lebensart, kann sie sich mit den seltsamen Ritualen zunächst kaum anfreunden. Mehr und mehr kommt die Geschichte ihrer mütterlichen Vorfahren, vor allem ihrer Urgroßmutter Marijoh, ans Licht, die noch während der Kolonialherrschaft der Deutschen geboren wurde. Generationenlang haben die Frauen ihrer Familie um Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit gekämpft. Am Schluss ihres Auf
Özlem ist Schweizerin mit türkischen Wurzeln oder Türkin, die in der Schweiz aufgewachsen ist, so denken alle, so denkt sie selbst. Mit viel Wärme erzählt sie von den alljährlichen Ferien, die sie in den 1990er-Jahren als Kind eingebettet in die Großfamilie in einem türkischen Dorf beim Munzur-Gebirge am Fırat-Fluss (Euphrat) verbracht hat. Unbeschwerte Wochen mit den Cousinen und Cousins und den liebevollen Großeltern. Und doch liegt eine beständige Wolke von Melancholie über der Dorfgemeinschaft. Was etwa bedeuten die Erzählungen der Dorfkinder, dass der Fluss einmal rot war? Als erwachsene Frau kehrt Özlem mit ihrem Schweizer Freund in das Dorf zurück. Alles ist wie früher, so scheint es, doch eine kleine Bemerkung des Onkels bringt ihr Weltbild ins Wanken. Das Dorf, all die Häuser hätten einmal den Armeniern gehört. Özlem versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen - ein schwieriges und vergebliches Unterfangen nach all den Jahrzehnten. Wie kam es, dass auch die Großeltern, die n